Ich
will über manche Aspekte und Momente meines Lebens erzählen, die das Wesen und
die Züge unserer Epoche sehr deutlich veranschaulichen.
Ich
beginne mit dem Umstand, dass mein Vater in der Periode 1973 – 1988 Leiter der
militärischen Spionageabwehr Bulgariens war und aus diesem Grund nach der Wende
Hauptangeklagter im so genannten „Strafverfahren gegen die Generäle“ wurde. Die
Anklage bezog sich zur Ermittlung, Entlarvung und der Verurteilung eines ehemaligen
Offiziers des bulgarischen Militärnachrichtendienstes, der 1984 auf eigene
Initiative versucht hat, den Amerikanern die Personalien von 64 Agenten unseres
militärischen Nachrichtendienstes weltweit zu übergeben, was ihm doch nicht
gelang. Sein Plan war mit der Hilfe der Amerikaner nach dem Westen zu fliehen,
was ihm auch nicht gelang. Bei diesem Offizier war eine Besonderheit – einige
Zeit hatte er in einem Zimmer mit einem Mitarbeiter unseres
Militärnachrichtendienstes gearbeitet, der bei den italienischen Behörden in
Verbindung mit dem Attentat gegen den Papst Johannes Paul II am 13. Mai 1981
beschuldigt war. Die Ermittlung stellte fest, dass der Mann diese Tatsache
ausnutzen wollte, um nach seiner Ausreise öffentlich zu behaupten, dass sein
Nachbar seine Rolle im Attentat ihm vertraut hatte und so das erste große Geld
im Westen verdienen.
Hier
biege ich vom persönlichen Thema ab um zu betonen, dass Bulgarien und die
bulgarischen Behörden, wie heute unbestritten ist, nichts mit dem Attentat zu
tun hatten. Der Attentäter Mehmet Ali Agca hatte seinen ersten bekannten Mord
wenn nicht im Auftrag der CIA, wenigstens in ihrem Interesse verrichtet – seine
Opfer, der linke Redakteur Abdi Ipekci wollte schreiben, dass zwei als
Diplomaten in der Botschaft getarnte Mitarbeiter der CIA die ultrarechte
Organisation „Die Grauen Wölfe“, zu der auch Agca gehörte, finanzierten. Mit
lebenslangem Urteil gelang es Agca von einem Militärgefängnis zu fliehen, von
dem ohne Hilfe keine Flucht möglich war. Anscheinend hat man ihm mit der Flucht
geholfen, weil er den Auftrag mit dem Attentat auf den Papst hatte – es war
unmöglich auf den Papst zu schießen und zu entweichen und nur einer mit
Lebenshaft, dem man eine Milderung der Strafe versprochen hatte, würde das tun.
28 Jahre nach dem Attentat wurde Mehmet Ali Agca wieder ein freier Mann – die
offenbare Vereinbarung wurde bei den mächtigen Auftraggebern eingehalten.
Dass
Bulgarien nichts mit dem Attentat zu tun hatte, wussten die Amerikaner sehr gut
– sonst würden sie sich mit dem ehemaligen Leiter des
Militärnachrichtendienstes auseinandersetzen (laut den Verfassern das war der
Dienst hinter der „Bulgarischen Spur“ im Attentat), der in den 90-en Jahren in
guter Verfassung war. Aber die Amerikaner wussten, dass sie keine direkte
Spuren von einer nicht-existierenden bulgarischen Beteiligung haben konnten und
beschlossen diese Beteiligung mit indirekten Spuren zu „beweisen“.
So
wurde mein Vater beschuldigt, dem Gericht in 1984/1985 gemeldet zu haben, dass
es doch dem Angeklagten gelungen war, die Agenturliste den Amerikanern zu
geben, was zu seinem Todesurteil geführt haben sollte. Das war eine törichte
Anklage, denn nach den Worten meines Vaters
so eine Behauptung würde für ihn persönlich sehr schwere Folgen bringen.
Außerdem widersprach sie den Unterlagen aus der Sachakte. Meinem Vater wurde
versprochen für die Anerkennung einer Schuld nur ein Jahr im Gefängnis zu
bleiben, danach aber er und seine Familie finanziell sorglos im verarmenden
Bulgarien zu leben. Da mein Vater dieses gute Angebot zurückwies,
beschlossen die Sponsoren des Verfahrens, dass er sich einfach nicht
entscheiden konnte ins Gefängnis zu gehen und stellten ihn vor einer fait a
compli. Die Staatsanwaltschaft kam mit neuer Anklage gegen ihn – „Mord durch
Gericht“ und forderte für ihn die Todesstrafe, was seine möglichst schnellste
Verhaftung mitführte. Ich vergesse nie seine Worte am Abend vor seiner
Verhaftung: „Ich habe schon 68 Jahre gelebt, ich habe viele Kameraden ganz jung
verloren (während des Krieges war er zuerst Partisan in Jugoslawien und danach
beteiligte er sich in den Kampfhandlungen der bulgarischen Armee gegen die
Wehrmacht), was mir jetzt passieren wird, hat keine Bedeutung“. Erst Jahre
später erfuhr ich was er damit meinte. Obwohl die Verhöre in Sofia stattfanden,
beschloss man Anfang Dezember 1992 ihn nach dem Gefängnis in der Stadt
Pazardjik umzuziehen, so dass er für jede Vernehmung nach Sofia 100 km in jede
Richtung durch Gebirge transportiert werden musste. Die Prozesssponsoren
wussten, dass er Lungenprobleme hatte und dass die Gefängnisautos keine Heizung
hatten und ihnen war klar, dass er den Winter mit diesen Transporten nicht
überleben würde. Ihn hat eine Gefängnisärztin gerettet – vor dem Umzug, da mein
Vater mehr als 39° Fieber hatte, hat sie sich geweigert, das Erlaubnis für den
Transport zu unterschreiben. Natürlich würden sie ihn auch sonst irgendwie
umbringen – sie haben das mit dem serbischen Staatsoberhaupt Milosevic vor der
ganzen Welt gemacht, was bleibt für einen unbekannten pensionierten General,
aber ein anderer Hauptangeklagter in einem anderen Prozess gegen die
Staatssicherheit Bulgariens – der ehemalige Vizeminister des Innern General
Stojan Savov hatte sich das Leben genommen und die Prozesssponsoren
offensichtlich haben beschlossen, dass ein zweiter Tod auch ihren Zwecken
schaden würde.
Der
Druck für Anerkennungen nur stärkte den Widerstand meines Vaters und der
anderen Angeklagten und nach 9,5 Monate Haft wurden sie vom Gefängnis
entlassen. Der Prozess, gestartet mit viel Krach und Beschuldigungen, wurde 11
Jahre später ganz still eingestellt und damit wurde die „Bulgarische Spur“ im
Attentat gegen den Papst begraben. Eine gute Bekannte von mir hat bemerkt, dass
mein Vater den letzten einsamen Widerstand den Amerikanern auf dem Weg zu ihrer
Übernahme Bulgariens geleistet hatte.
Oft,
wenn ich lese wie westliche Politiker und Beamten mein Land auffordern seine
Justiz zu verbessern, erinnere ich mich wie genau der Westen unsere Justiz, die
damals etwa 70 - 80% der Vorstellungen der Bürger für Gerechtigkeit erfüllte
und fast immer nach den Gesetzen entschied, zerstört und sie zu einem
Marktplatz von schmutzigen Geschäften verwandelt hat.
Ich
betone, dass das Scheitern der „Strafsache gegen die Generäle“ war möglich
nicht nur weil keine Anerkennungen gemacht wurden, sondern weil die Sachakte
sauber war und alle Rechtsnormen bei den Behörden in den 80-en eingehalten
worden waren. Der Todesurteil des Kandidat-Spions war bei drei
Gerichtsinstanzen und beim Staatsrat Bulgariens bestätigt worden.
Ich will auch betonen, dass die Prozesssponsoren
selbstverständlich alle Möglichkeiten untersucht haben, meinen Vater (und die
anderen Angeklagten) erfolgreich für andere Straftaten zu beschuldigen – sie
untersuchten seine ganze Arbeit, die aber nach allen Gesetzen und Regelungen
vollzogen war, seine persönlichen und vor allem finanziellen Angelegenheiten
– er hatte nie seine Amtsstellung missbraucht und niemals sich bereichert.
Nun
ist es Ihnen klar, warum beim ersten
Treffen Dietmar Schmidt mich gefragt hat, ob ich für die bulgarischen
Geheimdienste gearbeitet hatte – eine Frage, die nichts mit der Sklaverei in
Deutschland zu tun hatte, wie das gesamte Gespräch damals. Bei der Antwort
erwähnte ich meinen Vater um den Eindruck zu schaffen, dass ich alles, was ich
weiß, vor BKA aussage (es wurde mir klar dass BKA alles um meine Familie
wussten) und um anzudeuten, dass obwohl ich niemals für Geheimdienste
gearbeitet hatte, doch etwas mehr als gewöhnlich über ihre Tätigkeiten verstand
– leider hat man mich nicht verstanden.
Die
Inszenierung des Strafsache gegen die Generäle“ zeigt auch wer eigentlich
hinter dem Attentat stand – in Bulgarien haben wir das Sprichwort „Der Dieb
ruft „Haltet den Dieb!““, was sich auch auf Mörder beziehen kann. Und wenn ich
heute über die Folterungen in Guantanamo und in den CIA Gefängnissen in der
Welt lese, weiß ich auch sehr gut, dass sie nichts mit der nationalen
Sicherheit der Vereinigten Staaten zu tun haben. Die Amerikaner haben ein
Medikament, das durch biochemische Reaktionen jeden zu Aussagen bringt. Mit
diesem Medikament ist aber ein Problem – mit ihm können die Aussagen nur wahr
sein. Also die Amerikaner foltern, um die Opfer gegen ihren Willen zu unwahren
Aussagen zu bringen, so dass sie fremde Schuld auf sich nehmen im Interesse
nicht der nationalen Sicherheit, sondern der Sicherheit derjenigen, die
Verbrechen gegen das amerikanische Volk und gegen die Menschheit begangen
haben.
Das
eigentliche Urteil der neuen Kolonialherren Bulgariens lautete, dass ich – der
Sohn, für die Standhaftigkeit meines Vaters mit meinem sozialen Status für
immer zahlen musste.
Dass
ich ein Geisel in allen diesen Ereignissen gewesen war, habe ich erst mehr als
10 Jahre später begriffen und von meinem Vater bestätigt bekommen – offensichtlich
hatte man den Angeklagten mit Tod ihrer Familienmitglieder bedroht für den Fall
dass sie über das Wesen des Prozesses sprachen und andererseits physische
Sicherheit für sie und ihre Familien versprochen für den Fall, dass sie
schwiegen. Das erklärt warum als ich mich an einigen
Menschenrechtsorganisationen wandte mit dem Ziel meinem Vater zu helfen, er
mich gleich aufforderte aufzuhören und betonte, dass ich ihm so nur schaden
konnte.
Schon
sehr bald nach der Wende sah ich ein, dass meine Perspektiven im Staatsdienst
so gut wie keine waren. Dazu hatte ich immer mit dem Bewusstsein gearbeitet,
dass ich nicht nur meinen Lebensunterhalt verdiente, sondern auch dass ich
meinem Land diente. Nun begann ich aber einzusehen, dass ich künftig im bulgarischen
Staatsdienst nicht meinem Land, sondern den Interessen anderer Länder dienen
würde. Besonders deutete darauf der folgende Fall. Eines Abends im Oktober
1991, als ich nach Abschluss der Arbeitszeit geblieben war, betrat meine Chefin
mein Zimmer und bat mich Notizen von einem Treffen unseres Vizeministers mit
dem britischen Botschafter zu führen und den Bericht über den Treffen zu
schreiben – der Brite hatte gerade gefordert sofort empfangen zu werden und
offensichtlich war der Referent für Großbritannien nach Hause gegangen.
Beim
Treffen forderte der Botschafter im Namen von NATO den sofortigen Anschluss
Bulgariens an das Embargo gegen Jugoslawien. Da so ein Schritt mit großen
wirtschaftlichen Verlusten verbunden wäre und unsere Wirtschaft und Lebensstandard
sich schon im Freifall befanden (als Beamte musste ich oft mal überlegen, ob
ich mir sogar einen Kaffee kaufen konnte und ich war ledig) fragte der
Vizeminister, ob Bulgarien für den Anschluss mit Kompensationen von NATO
rechnen könnte. Der britische Diplomat schaute ganz undiplomatisch auf seine
Schuhe und mit offenbarem Vergnügen vom Stellen des Ultimatums antwortete mit
„Nein“, ohne jegliche Erklärung zu geben. Man behandelte uns wie ein
besiegtes Land und offenbar sowohl der Brite als auch NATO wollten über die
Probleme von Bulgarien nichts wissen.
Ich
schaffte es, nach den Vereinigten Staaten zu meinem MBA (Magister in
Betriebswirtschaftslehre) Studium auszureisen. Einige der besten Universitäten
hatten mich aufgenommen, ich hatte aber kein Geld das erste Jahr zu zahlen.
Anfang der 90-er Jahre war es noch leicht für MBA Ausgebildete gute Arbeit zu
finden, besonders von diesen Universitäten, aber seltsamerweise warnte mich
mein Vater vor seiner Verhaftung ausdrücklich davor, Kredite für meine Ausbildung
zu nehmen. Ich ging zur Universität von Maryland, wo ich eine Assistenz zur
Deckung meiner Kosten hatte. Das ist auch eine angesehene Universität, aber
meine erste Arbeit nach der Graduierung war als Taxifahrer. Etwa nach dem
ersten Jahr meiner Ausbildung schrieb mir mein Vater, dass ich Probleme wegen
seines Verhaltens in der Strafsache im Land meines Aufenthaltes haben könnte.
Ich erinnere mich besonders eine Firma, die Leute für Russland suchte und bei
der ich mich zur Arbeit beworben hatte. Nach dem ersten Gespräch hatte ich den
Eindruck, dass ich aufgenommen war und nur technische Fragen zu lösen blieben.
Da ich mehr als zwei Wochen keinen Anruf bekommen hatte, rief ich an um zu
erfahren, dass die Firma meine Bewerbungsunterlagen „verloren“ hatte. Ich
erwartete, dass man mich bittet, meine Unterlagen wieder zu schicken, aber das
ist nicht geschehen.
Ich wurde zum Interview mit einem großen Firma
eingeladen. Zu meiner Überraschung während die anderen Interviews wenigstens
eine halbe Stunde dauerten, dauerte meine nur 3 - 4 Minuten mit ganz formellen
Anfangsfragen. Wahrscheinlich war die Kommunikation zu der Firma etwas zu spät
gelaufen. Die Türen des Arbeitsmarktes für MBA Absolventen in den USA waren für
mich endgültig geschlossen. Nun verstand ich warum mein Vater mir gegen
jegliche Ausbildungskredite riet – er wusste, dass egal welche welche
Universität ich absolviere, würde ich keine Arbeit in den Vereinigten Staaten
bekommen.
Mein
Vater präsentierte sich als Prophet noch in einer Hinsicht. Nach dem ersten
Schuljahr habe ich mir Sommerarbeit als Bankkassierer gefunden und schrieb
meiner Mutter, dass ich in den Ferien nicht nach Bulgarien zurückkommen würde,
weil ich Geld verdienen musste – die Assistenz deckte nicht alle meine Kosten.
Sie schrieb mir zurück, mein Vater hätte geraten, bis zum Ende meines Studiums
die Vereinigten Staaten nicht zu verlassen, denn er glaubte nicht, dass man mir
erlauben würde, zurückzukehren um mein Studium zu beenden. Das war auch
merkwürdig – ich hatte keine Gesetze verletzt, beschäftigte mich nicht mit
Politik. Doch, zwölf Jahre später – erst in 2005, stellte es sich heraus, dass
er recht hatte. Mein Auswanderungsinterview für Kanada sollte in den
Vereinigten Staaten stattfinden und man hat mir das Visum versagt mit einer allgemeinen
und nichts sagender Erklärung.
Was
den Sommerjob angeht, ich habe ihn geleistet. Mein Supervisor war sehr
zufrieden mit mir und fragte mich, ob ich nach dem Sommer auch weiter machen
würde. Das wollte ich gerne, denn ich brauchte das Geld und die soziale
Erfahrung. Doch Mitte August bekam ich einen Brief von der Personalabteilung
der Bank, in dem man ausdrücklich betonte, dass mein Job nur für den Sommer war
– auch die Tür zu einem Job für 7.21 Dollars per Stunde war für mich schon
geschlossen.
Zum
Glück hat mir ein sehr guter Bekannter, der zu einem der größten Geschäftsleute
in Bulgarien geworden war, mir eine Stellung bei ihm vorgeschlagen und damit
mich gerettet – ich habe für ihn einige Monate in den USA und danach in
Russland gearbeitet.
Nicht
besser entwickelte sich in der Zwischenzeit die Situation für mich in
Bulgarien. In 1992 war ich einer der einigen jungen Mitarbeiter des
Außenministeriums, die zu Auslandsstudien aufgenommen waren und das Ministerium
um einen einjährigen unbezahlten Urlaub baten. Ich war der einzige, der diesen
Urlaub nicht bekommen hat. Wichtiger aber sind die Einzelheiten. Die Antwort
auf mein Anliegen wurde verzögert und ich reiste nach den Vereinigten Staaten
ohne Bescheid zu haben. Keiner wollte im Ministerium mit meiner Mutter (ich bat
sie sich um die Antwort des Ministeriums zu kümmern) sprechen und sie wurde
benachrichtigt, dass mein Anliegen verloren war. Im Frühjahr 1993, als
endgültig klar wurde, dass mein Vater keine „Zugeständnisse“ machen würde, hat
man meine Mutter informiert, dass man das Anliegen gefunden hatte, die Antwort
war jedoch negativ und dass ich disziplinär entlassen worden war, weil ich
nicht zur Arbeit erschienen war. Die oben beschriebenen Umstände kann ich nur
damit erklären, dass alles in meinem Fall bei den Amerikanern entschieden
wurde, und meine ehemaligen Kollegen nichts zu sagen hatten.
Als
ich in 1996 nach Bulgarien zurückkam, ging ich zum Ministerium um meinen
Entlassungsbefehl zu holen. Zu diesem Zeitpunkt war die Bulgarische Sozialistische
Partei (BSP) an der Macht und viele
meiner ehemaligen Kollegen waren in Schlüsselpositionen. Ich bat die
Personalabteilung, meine disziplinäre Entlassung mit einem gegenseitigen
Einvernehmen für mein Verlassen des Ministeriums zu ersetzen. Obwohl ich 6
Jahre im Ministerium gut gearbeitet hatte und mit niemandem im Konflikt gewesen
war, wollten meine ehemaligen Kollegen das nicht tun aus Angst, dass ich
versuchen könnte, ins Ministerium zurückzukehren. Heute wird die BSP offen für
ihre pro-amerikanische Orientierung kritisiert – etwas, was ich schon damals
festgestellt habe. In Europa haben Zugang zu den Parlamenten und damit zu
Ressourcen nur politische Parteien, die die Neue Weltordnung und damit die USA
und NATO tatsächlich unterstützen, egal wie sie sich nennen - sozialistisch, linke u.s.w. und welche
Politik sie deklarieren. Ob die neuen Parteien eine Ausnahme sind, bleibt zu
sehen.
Später gewann
ich meine Sache gegen das Ministerium, kehrte aber nicht zurück.
Es
stellte sich doch heraus, dass der private Sektor nicht weniger von den
politischen Machthabern kontrolliert wurde als die Staatsinstitutionen. Zwar
hatte ich zum Beginn Glück – mein Aufenthalt in Russland und die politische
Krise im Herbst und Winter 1996/1997 offensichtlich haben mir geholfen und ich
landete mit dem Job eines Firmenkundenbetreuers in der bulgarischen Joint
Venture Bank der Dresdner Bank. In den fast vier Jahren, in denen ich für die
Bank arbeitete, habe ich eingesehen warum die Dresdner Bank für mehr als ein
Jahrhundert eine der erfolgreichsten Banken in Europa gewesen war aber auch
warum die Bank keine Zukunft mehr hatte.
Ich
verließ die Bank, als ich nach mehr als ein Jahr intensive Suche und nach
unglaublich vielen Zurückweisungen überraschend für mich die Stellung eines
Investment Team Managers im Risikokapitalfond der EBRD für Bulgarien
bekommen hatte. In Theorie sollte das
ein Traumjob sein, was Herausforderung, Spannung und Belohnung angeht. In
Wirklichkeit musste ich sehr bald einsehen, dass man uns, die Bulgaren, als
Menschen zweiter Klasse in unserem eigenen Land behandelte, dass es keine
Perspektiven in diesem Fond gab und dass ich mir einen neuen Job suchen sollte
bevor ich auf der Straße war. Für die mehr als zwei Jahre auf dem Job habe ich
es aber nicht geschafft, mir einen Arbeitsplatz zu finden. Der Neokolonialismus
und mit ihm seine Kontrollmechanismen setzten sich immer mehr durch und sein
Griff um mich wurde immer stärker. Ein Bekannter, der in der Personalbranche
tätig war, hat mich benachrichtigt, dass mein Name in einer Liste von Leuten
war, die keine Arbeitsvermittlung bei seiner Agentur bekommen durften. Zuerst
meinte er, dass ich Probleme mit den Bulgaren hatte, später stellte er aber
fest, dass ich Probleme auch mit den Amerikanern hatte.
Jetzt
werde ich über einen anderen Gerichtsprozess gegen die bulgarische
Staatssicherheit kurz erzählen und inzwischen ein Parallel ziehen mit dem Sohn
eines Generals, der als Angeklagter in diesem Gerichtsprozess das Angebot für
Schuldannahme akzeptierte und verurteilt wurde. Er bekam sein Urteil wegen der
Vernichtung eines Dossiers, das laut der Presse die Akten, verbunden mit der
Organisation des Mordes des im Exil (in London) lebenden bulgarischen
Schriftstellers und Dissidenten Georgi Markov bei der bulgarischen
Staatssicherheit enthielt. Nach den Worten meines Vaters war Georgi Markov ein
Doppelagent – als Agent des bulgarischen Nachrichtendienstes hatte er sich der
bulgarischen Redaktion der BBC angeschlossen. Seine Werbung beim britischen
Nachrichtendienst war eine Routinepraxis.. Er hat nie den Briten seine
Zugehörigkeit zur bulgarischen Staatssicherheit eingeräumt, was für seine Treue
zu Bulgarien zeugt. Die bulgarische Staatssicherheit hatte kein Interesse
seinen Agent zu ermorden egal was er für BBC schrieb. Das „vernichtete“ Dossier
war sein Dossier als Agent des Nachrichtendienstes und musste verschwinden um
die britische Propaganda nicht zu stören. Höchst wahrscheinlich geriet es im
Besitz der Briten. Dazu ein Dossier für einen Mord, der auch nach den
bulgarischen Gesetzen ein Verbrechen sein soll, aufzustellen und damit zu
dokumentieren ist genau so absurd wie für BKA Dossiers für ihre Handlungen zum
Schutz des Menschenhandels zu schreiben – wie Sie schon wissen, sie vermeiden
alles in Schrift darüber. In kurzem, der General hat vor dem Gericht
eingeräumt, das Dossier von Georgi Markov vernichtet zu haben (für mich ist das
sehr fraglich) und auf die Frage des Richters was für ein Dossier das war
(gestellt an der selben Gerichtssitzung, an dem das Urteil erteilt wurde – also
ein Urteil ohne irgendwelche materielle Beweise) hat er auf jeden Fall nicht
deutlich gemacht, dass es das Dossier eines Agenten war. Ohne Schuld zu haben,
verbrachte der General 10 Monate im Gefängnis. Dagegen aber wurde sein Sohn,
mein Kollege, Botschafter einer angesehenen gesamteuropäischen Organisation in
einem Land und hat ein gutes Geschäft, zu dessen Kunden manche wichtige
Staatsbehörden Bulgariens zählen. Übrigens, General Stojan Savov war
Angeklagter im selben Prozess. Er beging Selbstmord kurz vor seiner Verhaftung,
weil er weder an den schmutzigen Spielen der Briten gegen sein Land teilnehmen
noch seinen Kindern schaden wollte. Leider gilt heute Bulgarien als beteiligt
an einem Mord, mit dem es nichts zu tun hat – wenn es überhaupt ein Mord war.
Übrigens,
in seinen letzten Jahren war Georgi Markov sehr kritisch gegenüber dem Westen
und sein letztes Buch war eine Satire des politisches Lebens in Großbritannien.
Er plante Großbritannien zu verlassen.
Jetzt
gehe ich wieder zu meiner Geschichte über. Unter diesen Umständen, und da ich
schon Familie hatte, bewarben wir uns in 2002 für Auswanderung nach Kanada. Um
meine Familie finanziell zu sichern, unternahm ich noch etwas. Da ich Erfahrung
mit souveräner Schuldenregelung hatte und den damaligen Finanzminister gut
persönlich kannte, kontaktierte ich einen älteren Kollegen vom
Außenministerium, der Botschafter in einem arabischen Land gewesen war und sehr
gute persönliche Kontakte zum Ministerpräsident dieses Landes pflegte mit dem
Vorschlag die Tilgung der Schulden dieses Landes zu Bulgarien zu unternehmen.
Er nahm meinen Vorschlag an und setzte seine Kontakte in Bewegung. Bald bekamen
wir die Quotierung. Ich kontaktierte den Finanzminister und er gab mir die
Kontaktangaben des zuständigen Vizeministers. Dieser eilte sich aber nicht mich
zu treffen und gleichzeitig bemerkte ich Änderung im Verhalten meines Partners,
der auf einmal passiv wurde mit der Erklärung, dass es keine Entwicklung gab.
Ich hatte aber den Vertrag über die Tilgung der Schulden des selben Landes mit
Deutschland und durch Skontieren der Rückzahlungen mit dem Risikorate des
Landes war ich zum selben gegenwärtigen Marktwert der Schulden gekommen, der in
unserer Quotierung war. Also, ich wusste, dass mein Partner mir die richtige
Quotierung gegeben hatte und also die richtigen Kontakte in diesem Land hatte
und dass das Geschäft doch weiter laufen sollte. Ich traf ihn und in einem
offenen Gespräch gestand er, unter Druck zu sein mich vom Geschäft auszulassen.
Vom Gespräch habe ich auch den Eindruck bekommen, woher und von wem meine
Probleme kamen – es schien der Mann zu sein, über den ich in meinem Artikel
über Bulgarien hier geschrieben habe, dass er zur Spitze der amerikanischen
Residentur gehörte und die Organisierte Kriminalität im Land leitete. Ich
kannte ihn selbst vom Außenministerium und in den 80-ern umarmte er mich,
küsste mich und fragte mich nach meinem Vater jedes mal er mich im Ministerium
traf.
Ich
wusste aber zu viel über das Geschäft um ohne Risiko für mich auszusteigen und
weder wollte ich eine Vereinbarung mit dem Mann machen noch hielt ich sie für
möglich. Ich gab Bescheid den Arabern über die Betrugsabsichten seitens des
staken Mannes (ich hatte das Geschäft mit Treuhandkonto strukturiert, so dass
das Zahlungsrisiko minimiert wurde, während mein Partner keine Ahnung davon
hatte und die Rückzahlung sollte durch sein Konto laufen) mit einem
schriftlichen Kontakt und sie stoppten das Geschäft.
Am Abend des Tags, in dem ich die Arabern kontaktiert
hatte, kletterte ein Mann zum Fenster des Zimmers, in dem sich meine Ex-Frau
befand (wir wohnten am zweiten Stock). Ich eilte mich vom Nebenzimmer so
schnell wie möglich nach ihrem Schrei und trotzdem hatte der Mann schon die
Erde erreicht – ein wirklicher Meister. Das sollte die Warnung für mich sein.
Drei Tage später wurde ich vom Risikokapitalfond mit sofortiger Wirkung
gefeuert – das war schon die Strafe, sehr ähnlich mit der Strafe, die ich von
den deutschen Menschenhändlern acht Jahre später bekommen würde.
Etwa
Monat später, nachdem ich das Geschehen einem guten Bekannten, der ein vernetzter Geschäftsmann war, erzählt hatte,
warnte mich dieser, dass für Schäden über 1 Million BGN (etwa mehr als 500 000
Euro) ich ermordet werden konnte. Es stellte sich heraus, dass in Bulgarien
neben dem offiziellen Strafgesetzbuch, ein paralleles, inoffizielles, aber viel
mehr wirkliches und brutales „Strafgesetzbuch“ besteht, das Morde und
verschiedene körperliche Strafen enthält und das die Erklärung gibt, warum so
viele Menschen in Bulgarien unbestraft ermordet wurden. Es geht um eine
parallele und brutale Justiz. Erinnern Sie sich an die zwei in der Tschechei
verkrüppelten deutschen Journalisten vom
Artikel über die sächsischen Affäre? Solche Justiz gibt es leider
überall in Europa und obwohl die Urteile sehr oft im Westen erstellt werden,
bevorzugt man sie im Osten auszuführen. Mein Bekannter hat mir nicht erklärt,
wem man solche Schäden nicht zurichten soll, aber es war doch klar, dass es um
die Machthaber und ihre Netzwerke ging. Das neokoloniale System forderte, dass
die Ressourcen des Landes, die die Kolonialherren selbst nicht brauchten, in
die Hände von den wenigen gerieten, die ihre Kolonie in ihrem Interesse
verwalteten, so dass sie ihr Reichtum diesem System verdankten und aus diesem
Grund es immer verteidigen würden. Alle anderen mussten arm und abhängig
sein.
Ich
verstand, dass man mich nur wegen Umständen, verbunden zu meinem Vater, nicht
ermordet hatte, denn die „Schäden“, die ich zugerichtet hatte, liefen weit über
die oben erwähnte Summe hinaus. Um meine Situation besser aufzuklären traf ich
einige Monate später den Mann, der
anscheinend mir das Problem geschaffen hatte. Ich habe unter anderem das Geschehen
erwähnt, ohne ihn zu implizieren und bemerkte, dass er wütend auf mich wurde.
Ich hatte keinen Zweifel, dass er hinter dem Scheitern meines Unternehmens
stand und es war zu spüren, dass wenn es von ihm abhing, er meinen Mord gleich
beauftragen würde. Ich wusste, dass er zu den machtvollsten und gefährlichsten
Menschen im ganzen Land war und die ganze Intrige war, ob meine Immunität nur
so lange mein Vater lebte galt oder länger. Ich hatte aber keine Lust das
selber zu testen und da mein Vater schon im fortgeschrittenen Alter war,
beschloss ich so früh wie möglich aus Bulgarien auszuwandern.
Der
oben beschriebene Fall erlaubte mir noch paar wichtige Konklusionen über die
Wirklichkeit in Bulgarien zu machen.
Ich
habe verstanden, dass die wirklichen Entscheidungsträger im Schatten stehen
während die öffentlichen Figuren wie Politiker, Abgeordnete, Minister ihre
Marionetten sind. Diejenigen, die wir wählen, entscheiden nichts, während
diejenigen, die alles entscheiden, sind nie gewählt worden, also die neue Demokratie ist nichts
mehr als eine Kulisse der neuen Kolonialherrschaft. Mir wurde klar, dass Bulgarien
unter der Kontrolle einer kolonialen kriminellen Diktatur war.
Bezüglich
meinem einmaligen Kontakt zu den Arabern hatte mich mein Vater gewarnt, dass
jeder Bulgare, der eine arabische Botschaft besucht, aufgenommen wird, man
beginnt eine Ermittlung gegen ihn, die mindestens drei Jahre dauert mit allen
negativen Konsequenzen eines Verdächtigen. Als ich paar Jahre später mich um
das britische Highly Skilled Migrant Programme (HSMP) bewarb, bekam ich eine
Ablehnung unter den Vorwänden, dass meine diplomatische Arbeit nicht als
Expertentätigkeit erkannt werden konnte und dass nach den
Programmadministratoren nicht drei, sondern zwei Stücke von Korrespondenz
geschickt wurden (die sollten nachweisen, dass wir mit meiner Ex-Frau auf der
selben Adresse wohnen, damit sie als qualifizierter Partner für meine Bewerbung
gelten konnte), was nicht stimmte – mit meiner Ex-Frau hatten wir sehr
aufmerksam gefolgt, was wir schickten. Das merkwürdigste aber war das Datum der
Ablehnung den 7. Juli 2005 – der Tag der Anschläge in der Londoner U-Bahn. Ich
überlasse Ihnen zu entscheiden, ob es ein Zufall war oder mein Vater wieder
Recht hatte.
Nach
der Wende versichert man uns die ganze Zeit, dass wir endlich frei sind, aber
in Wirklichkeit ist die Kontrolle noch strenger geworden mit den Unterschieden,
dass die neue Kontrolle geheim und willkürlich ist, während man früher nach
allen bekannten Regeln und nur mit Beachtung dieser Regeln die Kontrollen und
Beobachtung durchführte.
Während
des Auswanderungsinterview nach Kanada gab man mir eindeutig zu verstehen, dass
ich da nicht genau erwünscht war. Das hat mich nicht gewundert – bei der
Ablehnung des Visums hatte der amerikanische Konsul seine Missbilligung für die
eventuelle Bereitschaft der kanadischen Behörden, mir Migrationsstatus zu
geben, ausgedrückt und offen bemerkt, dass man über meine Bewerbung mit den
Kanadiern sprechen musste. Aber ich
bewarb mich durch einen kanadischen Rechtsanwalt und da ich die Forderungen
erfüllte und keine Regeln verletzt hatte, bekamen wir den Migrationsstatus.
Übrigens,
erlaubte sich der amerikanische Konsul damals mich mit Worten zu nennen, die
ich als ehemaliger Diplomat niemals geglaubt hatte, von einem Diplomat zu hören
und dazu gegen einen Bürger des Gastgeberlandes. Die Wirklichkeit aber war,
dass die Amerikaner mein Land schon fest in ihrem Griff hatten und was sie
wollten machten.
Das
einzige wirklich Positive in meinem sozialen Leben, was mir in den letzten
Jahren in Bulgarien passierte, war eine erfolgreiche Vermittlung von einem
Baudarlehen von 1, 050 Millionen Euro. Das schöne war nicht nur die Provision
(sie erlaubte uns nach Deutschland umzusiedeln, um die Visa nach Kanada
abzuwarten), sondern auch das Gefühl, dass unter normalen Umständen ich
erfolgreich und nützlich sein konnte.
Ich
wanderte aus mit der Absicht so viel wie möglich unbemerkbar zu sein und das
beste für meine Familie und für mich zu tun. Wie Sie schon wissen, das
Schicksal hat genau den Gegenteil für mich entschieden.
Ich
will nur ergänzen mit den Strafmaßnahmen gegen mich, die ich in diesem Blog
noch nicht beschrieben habe.
Als
ich nach Kanada in 2010 umsiedelte, machte ich mir keine Illusionen – mir war
klar, dass die kanadischen Behörden zur Unterstützung des Menschenhandels mit
den deutschen Behörden zusammenarbeiteten und ich hatte keinen Zweifel, dass
wenn ich weiter machte, diese Zusammenarbeit fortsetzen würde. Aber ich war
überzeugt, dass die kanadischen Behörden meine Handlungen nicht verhindern
würden, was der Fall in Deutschland nicht sein würde, wie der Versuch meinen
Blog zu löschen zeigt. Wie geschrieben, mein Aufenthalt in Kanada war ein
taktischer Rücktritt, der sich völlig rechtfertigt hat. Aber im Bereich meines
finanziellen und sozialen Terrors erreichten die Kanadier neue Gipfeln,
indem sie meine Tätigkeit als
Selbständiger störten.
Die
aussichtsreichste Tätigkeit bezüglich schnelles Einkommen, die ich in Kanada
unternahm, war die Vermittlung von Hypothekendarlehen. Wenn man erfolgreich
solche Darlehen mit konkurrenzfähigen Preisen vermitteln kann und man Kontakte
zu erfolgreichen Immobilienmaklern aufbaut, kann auch ein Einwanderer schnell
zu hohem Einkommen gelangen, während
Buchhaltung und Unternehmensberatung ihre längere Zeit brauchen.
Wie
gewöhnlich waren meine erste Geschäfte für kleinere Summen (vorwiegend zweite
Hypotheken) und mit höherem Arbeitsaufwand..Schließlich aber schien die gute
Möglichkeit an mich heranzukommen – eine der erfolgreichsten russischen
Immobilienmaklerinnen in Toronto beauftragte mich, Hypothekendarlehen für ihre
Tochter und Schwiegersohn zu besorgen. Das waren die besten Kunden, die ich
jeweils gehabt habe – mit sehr hoher Kreditwürdigkeit, in sehr guten
Finanzsituation mit hohem und festem Einkommen. Auch das Haus, das sie
kauften war guter Qualität und in einer
sehr absatzfähigen Lage. Als ich den Antrag mit ihren Angaben der
Kreditinstitution vorstellte, freute sich die Managerin auf das künftige
Geschäft. Zwei Tage später aber wurde der Antrag abgelehnt mit der allgemeinen
Erklärung, dass er den Kreditforderungen der Institutionen nicht entsprach. Ich
rief an um mehr zu erfahren, stellte viele konkrete Fragen, auf die ich immer
die selbe Antwort bekam – der Antrag entsprach nicht den Kreditforderungen der
Institution. Vorher bei solchen Anfragen hatte man mir immer die konkrete
Ursache gegeben – z.B. unzureichendes oder schwankendes Einkommen, juristische
Probleme mit dem Eigentum u.s.w. Ich ahnte schon, worum es geht, eilte aber
nicht mit der Schlussfolgerung. Ich schickte den Antrag zu einer anderen
Kreditinstitution und das ganze wiederholte sich bis auf die Einzelheiten. Ich
sagte dem jungen Paar, das ich aus irgendwelchen Ursachen das Hypothekenkredit
nicht beschaffen konnte und riet ihnen, einen anderen Makler zu nutzen. Dabei
bat ich den Schwiegersohn – er hatte Respekt für was ich tat und wir hatten uns
fast befreundet, mich anzurufen, wenn sich die Situation aufklärt. Nach einigen
Tagen bekam ich Anruf von ihm und erfuhr, dass ihr Darlehen schon bewilligt
worden war und zwar beim ersten Versuch. Ich hatte schon keinen Zweifel, dass
mein Scheitern nichts mit dem Antrag und mit meiner Arbeit zu tun hatte,
sondern mit mir selbst – die kanadischen Behörden sorgten dafür, dass ich nicht
gut verdienen konnte. Nachdem man Jahrzehnte mir den Zugang zum Arbeitsmarkt
gesperrt oder begrenzt hatte, hatte man mich auch daran gehindert als
Selbständiger zu agieren und zu verdienen. Die Sperrung meiner Werbungen nach
der Korrespondenz mit dem RCMP Polizisten Malcolm, die ich in meinem Artikel
über Kanada hier beschrieben habe, war überflüssig als Machtdemonstration.
Selbstverständlich
forderte die Durchführung dieser Repressalien meine Bespitzelung, was auch die
ganze Zeit stattfand – man gießt soviel Geld in die Geheimdienste für den Kampf
gegen den Terrorismus, dass sie mehr als genügend Ressourcen für alle
Dissidenten haben. Edward Snowden hat mehr dazu geschrieben und vor allem die
Beweise gebracht, aber meine Lebensgeschichte zeigt einige der Konsequenzen für
diejenigen, die bespitzelt werden.
Am
31. Mai 2016 habe ich eine E-Mail an das kanadische Ministerium der Justiz
geschickt mit der Anfrage, warum wenn das Ministerium meinen Strafbefehl schon
am 5. Februar bekommen hatte ihn mir erst am 27. Mai schickte, so dass ich den
Strafbefehl erst nur Stunden vor meinem Abflug bekam und ob das Ministerium als
Aufgabe hat, die Rechtmäßigkeit der Strafverfahren, die gegen kanadische
Staatsbürger im Ausland stattfinden, zu
überprüfen. Bis heute habe ich keine Antwort bekommen und ich glaube nicht,
dass ich sie überhaupt bekomme.
Gleich
nach meiner Ankunft in Deutschland bin ich Angeklagter geworden um zu erfahren,
dass Angeklagter zu sein an sich Repressalien mitführt. Ohne in Einzelheiten zu
gehen, bemerke ich, dass die deutschen Behörden neben dem Justizterror sehr
aktiv damit beschäftigt sind, mich ohne Lebensunterhalt zu lassen. Dabei ist
ihre enge Zusammenarbeit mit den bulgarischen Behörden deutlich zu merken.
Diejenigen, die Miroslawa und Gott weiß wie viele junge Mädchen getötet haben
und im Interesse ihrer Kolonialherren ihr eigenes Volk dem Völkermord
unterziehen, sind erschrocken beim Gedanken, dass mein Blog als Zeugnis ihrer
Verbrechen doch überlebt und sie eines Tages für ihre Verbrechen verantworten
müssen werden. Aber das können sie nicht, und werden auch nicht, vermeiden.
Ich
beende diesen Artikel mit einer Entschuldigung für den Fall, dass Sie den
Eindruck bekommen haben, Sie zu viel mit meiner Person beschäftigt zu haben.
Für einiges des Beschriebenes hatte ich mir versprochen, eines Tages unbedingt
zu erzählen und öffentlich zu machen, was ich mit diesem Artikel erfüllt habe.
Sonst
hoffe ich, dass Sie eingesehen habe, dass meine Lebensgeschichte nur der
Hintergrund für eine spezifische Beschreibung unserer Epoche mit einigen ihrer
bedeutenden Realitäten und Verbrechen – es ist höchste Zeit für den Nebel rund
um uns wegzugehen.